Schematherapie und Sinnfindung

Damit psychosoziale Interventionen überhaupt greifen können, sind im Rahmen der Erstanamnese besonders die emotionalen Zustände der Betroffenen zu erfassen. Ebenso relevante Themenbereiche sind: um welche Themen ist es im bisherigen Leben gegangen? Welche dieser Themen wirken jetzt noch erschwerend für die subjektive Lebensqualität? Nur durch eine genaue Anamnese lässt sich ein Verständnis der individuellen Mechanismen von Menschen, mit Emotionen sowie mit Krankheit umzugehen erzielen.

Jeder Mensch hat von Anfang seiner Entwicklung an zentrale emotionale Kernbedürfnisse, die entweder zufriedenstellend gestillt werden oder nicht. Zu diesen Bedürfnissen zählen: Bedürfnis nach Bindung und Zuwendung, Stabilität, Sicherheit, Akzeptiertwerden, Autonomie, Kompetenz und Identitätsgefühl, Freiheit, berechtigte Bedürfnisse und Emotionen auszudrücken etc.

Macht ein Mensch z.B. von Anfang seines Lebens an die Erfahrung, dass man niemandem trauen kann, dass die Erwartung, von einer Bezugsperson Nähe, Schutz und emotionale Zuwendung zu bekommen, nicht erfüllt wird, so entwickelt dieser Mensch das so genannte „Schema der Emotionalen Entbehrung“ oder der „Instabilität“, etc. Dieses Schema führt zu bestimmten Verhaltens- und Erlebensweisen, die dieses Muster gleichzeitig immer wieder aufrechterhalten. So wenden sich Menschen mit solchen Schemata im Vergleich zu anderen Menschen weniger oft an andere in ihrem Umfeld um Unterstützung, da sie misstrauisch geworden sind. Diese Muster werden aber im Falle einer Erkrankung auch angewendet, sie erschweren oft eine positive Beeinflussung der psychischen Befindlichkeit von Erkrankten.

Unsere einmal erlernten Erfahrens- und Erlebensmuster führen dazu, dass Menschen in immer der gleichen Art und Weise denken, fühlen und handeln. In dieser Art und Weise des Denkens wird auch mit der Erkrankung umgegangen, was oftmals eine positive Beeinflussung der Lebenssituation erschwert.

Früher entstandene Schemata werden immer wieder durch Ereignisse aktiviert, die (unbewusst) ähnlich empfunden werden wie die früher gemachten Erlebnisse/Erfahrungen, z.B. durch das Erleben des Alleinseins nach einer Krebsdiagnose.

Eine Schemaheilung kann stattfinden, indem Betroffene ihre Schemata verstehen, benennen und erkennen. Das sind Voraussetzungen dafür, schemaerhaltende Aktivitäten aufzugeben und heilende Bedingungen zu suchen. Ziel dabei ist es, das innere Wachstum der Betroffenen zu fördern. Die therapeutische Beziehung dient dabei als „korrigierendes emotionales Erlebnis“.

Wenn gewohnte Muster aktiviert werden – zum Beispiel mithilfe von Vorstellungsübungen, kann der Patient nach und nach verstehen, wie seine früheren Gefühle und Bedürfnisse auch in der Gegenwart in bestimmten Situationen wieder aktiviert werden. Dadurch kann er sich allmählich von diesen „alten“ Gefühlen lösen. Außerdem kann er so den Zusammenhang zwischen den früheren Erlebnissen und seinen momentanen Gefühlen und Verhaltensweisen erkennen, sodass im nächsten Schritt neue Lösungsmöglichkeiten entwickelt werden können.

SIMONTON-Methode

Eine gute Methode der Unterstützung der medizinischen Behandlung als Selbsthilfe zur Förderung der gesunden Anteile ist von Simonton, einem amerikanischen Onkologen entwickelt worden. In dieser Methode geht es darum, seine Selbstheilungskräfte zu aktivieren, indem man für sein seelisch-körperliches Gleichgewicht sorgt.

Die Simonton-Methode basiert im Wesentlichen auf drei Bausteinen:

  1. Visualisierung des Gesunden, gut Funktionierenden im Körper und wie das Gesunde das Kranke besiegt.
  2. Stärken der eigenen Ressourcen bedeutet, sich auf seine Quellen von Lebensfreude zu besinnen, was hat früher Kraft gegeben, was macht einen selber stolz, stark, selbstsicher?
  3. Belastendes erkennen und wenn möglich lösen - Jede Behandlung, jede Erkrankung kostet Kraft und Energie. Alles, was zusätzlich an unseren Lebenskräften zehrt, kränkt etc, raubt auch Kraft, die für die Behandlung benötigt wird.

Umgesetzt werden können diese 3 Bausteine durch folgende zu erlernenden Denk- und Handlungsansätze:

Alle diese psychosozialen Interventionen haben Auswirkungen auf den Umgang mit der Erkrankung und auf die Lebensqualität der Betroffenen. Für den Patienten momentan nicht erkennbare eigene Stärken werden erarbeitet, bzw. wiederentdeckt mit dem Ziel einer Stabilisierung. Wichtig für eine „gute“ Behandlung im Sinne wenig auftretender psychischer Symptome, Stimmungsschwankungen und wenig Einbuße der eigenen Lebensqualität ist das Fördern der „gesunden Anteile“ eines Menschen. Diese gesunden Anteile sind persönliche Stärken, mentale Ressourcen, etc.